EuGH & Rx-Boni: Rabatte auf Arzneimittel

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Euro von martaposemuckel (CC0 Public Domain)

Als Apotheken-Kunde haben Sie sich vielleicht über das Urteil des europäischen Gerichtshofs (EuGH) zu den Rx-Boni gefreut. Denn laut den Richtern des EUGH dürfen ausländische Versandhändler wie DocMorris oder Shopapotheke ab sofort Rabatte auf verschreibungspflichtige Medikamente gewähren. Gerade Menschen, die regelmäßig Arzneimittel auf Rezept benötigen, können bei der Bestellung über das Internet also Geld sparen. Doch was bedeutet das Urteil für die deutschen Apotheken um die Ecke? Können Sie dem knallharten Preiskampf standhalten? Und welche Auswirkungen hätte es für Patienten, wenn die lokale Apotheke schließen muss?

Warum sind Arzneimittel in der Apotheke teurer?

Die deutsche Preisbindung für rezeptpflichtige Medikamente gilt seit dem EuGH-Urteil vom 19. Oktober 2016 nicht mehr für ausländische Versandhändler. Deutsche Apotheken sind jedoch nach wie vor dazu verpflichtet, sich an diese Preisbindung zu halten. Sie müssen Posten wie den Notdienstzuschlag, die Mehrwertsteuer oder den Apothekenzuschlag auf dem vom Hersteller frei wählbaren Preis aufschlagen. Die ausländischen Versandapotheken haben durch das Urteil also einen großen Wettbewerbsvorteil, da sie rezeptpflichtige Arzneimittel zu einem beliebigen Preis verkaufen können.

Apotheken stellen Arzneimittelversorgung sicher

Auf den ersten Blick ist die neue Regelung also gerade für Endverbraucher attraktiv. Sie können ihre Arzneimittel billig im Internet bestellen. Doch die Dumpingpreise könnten auch die Arzneimittelversorgung in Deutschland gefährden. Denn niedergelassene Apotheken tragen in Deutschland einen wesentlichen Teil zu einer flächendeckenden Versorgung mit Medikamenten bei. Apotheken gibt es in Städten an jeder Ecke – bundesweit sind es gute 20.000. Sie versorgen rund 3,6 Millionen Patienten täglich – auch nachts, am Wochenende und an Feiertagen. Arzneimittel sind also für jeden schnell und rund um die Uhr verfügbar. Dazu kommt die professionelle und fachkundige Beratung. Denn wer Medikamente falsch einnimmt und über Neben- und Wechselwirkungen nicht umfassend aufgeklärt ist, riskiert unter Umständen gesundheitliche Schäden.

Konkurrenzkampf wird immer härter

In deutschen Apotheken arbeiten ca. 155.000 Menschen – viele Arbeitsplätze, die von dem immer härteren Konkurrenzkampf mit den ausländischen Versandapotheken bedroht werden. Diese Großkonzerne verfügen über Millionen Euro Fremdkapital und müssen ihre Investoren zufrieden stellen – das geht nur mit steigenden Gewinnen. Das erreichen Sie mit einer knallharten Preispolitik, die es kleinen Apotheken schwer macht, sich auf dem Markt zu behaupten. Sobald sie nicht mehr konkurrieren können, müssen sie aufgeben. Als wirtschaftliche Konsequenz werden die Preise dann von den Versandriesen in einem Oligopol (sprich zwischen wenigen großen Firmen) ausgehandelt. Da bleibt kein Platz mehr für viele kleine, wohnortnahe und kompetente Apotheken. Alles in allem sind das wohl keine guten Voraussetzungen für die besondere Ware Arzneimittel und hilfsbedürftige Patienten.

Vorteile deutscher Apotheken

Natürlich will niemand den Versandhandel mit Medikamenten per se verteufeln. Es ist gut und richtig, dass es ihn gibt. Der Kauf im Internet ist bequem und oftmals auch günstiger. Doch was tut man, wenn das Kind am Wochenende plötzlich krank wird und es keine Apotheke in der Nähe gibt? Oder wenn man den Rat eines kompetenten Apotheker benötigt? Dann möchte man sicher nicht auf die Apotheke um die Ecke verzichten. Die Qualität der Arzneimittelversorgung hängt maßgeblich von den deutschen Apotheken ab und es sollte mehr dafür getan werden, diese zu stärken. Neben dem Gesetzgeber, können auch die Endverbraucher ihren Teil dazu beitragen. Genauso wie die ausländischen Versandhändler bieten deutsche Apotheke nicht nur Rabatte und Preisaktionen, sondern oft sogar einen Online-Versand oder Botendienst an. Auf diese Weise verbinden sich die Vorteile des Internethandels mit den Vorteilen der wohnortnahen Apotheke und machen Arzneimittel für jedermann und jederzeit verfügbar. Es lohnt sich also durchaus, die Apotheke um die Ecke zu besuchen.

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